Die Erhebung und Bewertung der Bestandssituation ist Grundlage für die Analyse der Defizite und die resultierenden Maßnahmen. Die Gewässerstrukturkartierung bildet dabei die wichtigste Informationsgrundlage. Sie dokumentiert die aktuelle Ausprägung der Fließgewässerstrukturen. Zudem werden im Gelände Eingriffe und Veränderungen sowie bisherige Gewässerunterhaltungen und Nutzungen erhoben.
Die Methodik der Gewässerstrukturgütekartierung ist bundesweit in der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) abgestimmt worden. Während für großräumige Betrachtungen das „Übersichtsverfahren“ zur Anwendung kommt, wird als Datengrundlage für eine Gewässerentwicklungsplanung das „Vor-Ort-Verfahren” angewendet. Die Bundesländer haben hierzu aufgrund ihrer jeweiligen naturräumlichen Besonderheiten und wegen der Kompatibilität mit bereits vorher durchgeführten Kartierungen jeweils leicht abweichende Erfassungsbögen entwickelt.
In Bayern kommt das „Kartier- und Bewertungsverfahren Gewässerstruktur“ des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft (2002) zur Anwendung. Dabei wird das Gewässer in 100-m Abschnitte eingeteilt und für jeden Abschnitt insgesamt 26 Parameter aufgenommen und bewertet, die sowohl die Gewässerbett- (z. B. Linienführung, Quer- und Längsprofil, Sohl- und Ufersubstrat, Geschiebe, Vegetation), als auch die Auenstruktur (z. B. Ausuferungsvermögen des Gewässers, Nutzung der Aue) betreffen.
Die Bewertung der aufgenommenen Parameter erfolgt durch den Abgleich von Leitbild und Ist-Zustand. Der Ausprägung des jeweiligen Parameters wird eine Ziffer zwischen 1 und 7 zugeordnet, wobei 1 den naturnahen und 7 den naturfernen Zustand darstellen. Die Aggregierung der einzelnen Ziffern führt zur Bewertung der Gewässerbett- und Auendynamik des jeweiligen 100 m-Abschnittes. Die Kombination beider Teilsysteme ergibt dann die abschließende Gesamtbewertung Gewässerstrukturgüte.
Das Landesamt für Umwelt (LfU) stellt für die Auswertung der Gewässerstrukturkartierung eine MS-Access-Datenbank zur Verfügung. Diese Datenbank führt die Bewertung automatisch durch. Über eine Verknüpfung der Datenbank mit einem geografischen Informationssystem können die sich ergebenden Strukturgüteklassen kartografisch dargestellt werden. Außerdem können Konfliktbereiche und maßnahmenrelevante Parameter abschnittsbezogen abgefragt werden.
Nachfolgend eine beispielhafte Kartendarstellung der Gewässerstrukturgüte: